Semmel Perlfeh
Semmelperlfeh
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Eine Kaninchenschau der anderen Art

Am 11. September 2009 machte ich mich auf den Weg nach London. Mit dem Flugzeug flog ich von Frankfurt/Hahn nach London, um dort Mark und Cathy Deal zu treffen. Die beiden waren im April bei mir zu Gast, um sich einen Perlfeh Rammler auszusuchen. Hier luden mich beide ein, nach London zu kommen, um gemeinsam mit ihnen zur zweit größten Schau von England zu fahren, was ich somit tat.
 
Der britische Kaninchenzucht Verband, British Rabbit Council (BRC) besteht aus ca. 3000 Mitgliedern, von denen etwa 2550 aktive Züchter sind. Der BRC umfasst die Gebiete von England, Schottland, Wales und Nordirland, ihr Präsident ist Mr. Dennis Sutton.

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In England ist es wie bei manchen deutschen Schauen üblich, erst am Einsetztag die Kennzeichnung des Tieres bekannt zu geben. Hierzu dienten vorgedruckte Karten, für jedes Tier musste eine extra Karte ausgefüllt werden. Eine weitere Besonderheit zu Deutschland sind die Ringe am Hinterlauf des Kaninchens. In England ist es nicht üblich die Kaninchen zu tätowieren, lediglich 50 Tiere auf dieser Schau trugen Tättos. Die Ringe sind aus Aluminium gefertigt und werden durch den Züchter an einem Hinterlauf des Kaninchens befestigt. Das Alter der Kaninchen, um beringt zu werden ist von Kaninchenrasse zu Rasse unterschiedlich. Die Tiere sollten nicht zu groß sein, da sonst der Hinterlauf schon voll entwickelt ist.
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Es empfiehlt sich, die Kaninchen in einem Alter von sechs bis acht Wochen zu beringen. Es gibt elf verschiedene Ringgrößen, im englischen Standard werden die Ringgrößen den einzelnen Kaninchenrassen genau zugeordnet. So benutzt man zum Beispiel die Ringgröße A für Polish Kaninchen, die Größe L für Thüringer, Alaska usw., die Größe J für Continental Gigants (Kontinentale Riesen) und die Größe X für Netherland Dwarf (Farbenzwerge). Stimmt der im Standard angegebenen Ringgröße nicht mit der Rasse überein, so wird das Kaninchen von der Bewertung ausgeschlossen. Auf dem Ring des Kaninchens steht zum Beispiel das Kürzel BRC 06 L 12345. BRC steh für British Rabbit Council und das L für die Ringgröße. Die Zahlenkombination ist der persönliche Erkennungscode des Kaninchens. Die Ringe können vom Züchter beim Verband bestellt werden. Ein Vereinszuchtbuch gibt es nicht, dadurch ist eine geordnete Kennzeichnung der Tiere nicht gegeben, der Züchter kann frei und ohne Zuchtnachweis die Ringe bestellen sowie selbst beringen. Der Verband registriert lediglich die Anzahl der bestellten Ringe pro Züchter. Ein System, dass unseren deutschen Geflügelzüchter ähnelt.

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In Sachen Umgang mit dem Tierschutz sind unsere Zuchtfreunde in England etwas weiter. Am Werbestand des Verbandes fiel mir ein Flyer auf. Darauf konnte man die „The Five Freedoms“, ich übersetze es mal als die fünf Grundsätze. Mit einer großen Überschrift „Gehe Verantwortungsvoll mit deinen Kaninchen um lesen.
 
Die einzelnen Grundsätze sind:
1. Grundsatz gegen Hunger und Durst - Diese Regel beinhaltet dass man als Rassekaninchenzüchter den Kaninchen immer frisches Wasser und Futter gibt, um sie fit zu erhalten
2. Grundsatz gegen Unbehagen Diese Regel beinhaltet dass man als Züchter sicher stellen soll, dass die einem anvertrauten Kaninchen in einer Artgerechten Stallung untergebracht werden mit Rückzugsraum und einer Liegefläche.
3. Grundsatz gegen Qual, Schaden und Erkrankungen - Diese Regel beinhaltet, dass man als sich Züchter um die Krankheitsvorbeugung kümmert und wenn Tiere krank werden man sich schnell um eine Diagnose bemüht.
4. Grundsatz für eine Ordentliche Stallanlage  - Diese Regel beinhaltet, dass man als Rassekaninchenzüchter seinen Kaninchen eine ausreichend große Behausung zur Verfügung stellt und seine Stallanlage pflegt
5. Grundsatz gegen Ängste und Leiden der Kaninchen - Diese Regel beinhaltet, dass man die Kaninchen sich für ein gutes Befinden und Behandlung seiner Tiere einsetz und Seelenleiden bei den Kaninchen vermeidet
 
Ich persönlich halte diese fünf Grundregeln, denen sich die englischen Rassekaninchenzüchter gegenüber verpflichten für sehr gut. Natürlich befolgen wir in Deutschland auch diese Grundsätze, propagieren dies jedoch nicht so der breiten Öffentlichkeit. Gerade in der heutigen Zeit, in der auch uns in Deutschland die Tierschützer teilweise das Leben schwer machen, ist dies ein positives Signal das auch dass das Bild von uns Rassekaninchenzüchter in einem besseren Licht erscheinen lassen könnte.

In England werden die Kaninchenschauen in Klassen eingeteilt. So gibt es ein bis sechs Sterne Schauen. In der Geschichte des BRC gab es erst eine sechs Sterne Schau. Anlass hierzu war das Millennium im Jahre 2000. Die Supreme Rabbit Show war eine fünf Sterne Schau. Wie in Deutschland auch, muss man beim Verband eine Schau beantragen, in England jedoch beantragt man zusätzlich noch Sterne. Die Anforderungen an eine solche fünf Sterne Schau sind sehr hoch. So muss diese Schau 2 Jahre im Voraus beantragt werden. Während der gesamten Schau muss ein Veterinär in der Halle zugegen sein. Der Verband, der eine solche Schau veranstalten will, muss mind. 20.000 englische Pfund auf seinem Vereinskonto nachweisen können. Des weiteren muss permanent ein „help and safty Service“ in der Halle sein, der mit einem Art großen Mopp heruntergefallenes Einstreu und aus den Zwischengängen fegt. Für die Halle selbst gibt es ebenfalls sehr strenge Sicherheitsbestimmungen. Den Besuchern und Züchtern müssen vier Parkplätze zur Verfügung stehen. Eine normale Schau hat zwei, eine Spezialschau drei Sterne. Die kleinste Schauform sind die sogenannten Boxshows, die mit einem Stern gewertete werden. In Deutschland würden wir wohl Tischbewertung dazu sagen. Eine ganz nette Idee ist, solche Boxshows als Werbeveranstaltung zu nutzen um interessierte Züchter die Preisrichterausbildung schmackhaft zu machen und auch um zu sehen, wieviel Geschick der interessierte Züchter an den Tag legt . Dazu erklärt ein erfahrener Preisrichter die Vorzüge und Nachteile der ausgesellten Tiere. Die teilnehmenden Züchter werden bei der Bewertung eingebunden, so bewerten sie gemeinsam mit dem Preisrichter einzelne Tiere. So bekommt der Züchter ein Gefühl für die Bewertung der Tiere und vielleicht auch Interesse an der Preisrichterausbildung. Ich möchte sagen dies ist eine nachahmenswerte Idee.
Die Preisrichterausbildung selbst ist in England nicht so umfangreich wie bei uns in Deutschland. Der Preisrichteranwärter fungiert zwanzig mal als Stewart also als Zuträger. Desweiteren betätigt er sich auf 15 Schauen als Book Stewart, das bedeutet, er unterstützt den Preisrichter als dessen Sekretär. Nach Vollendung dieses Programms bekommt der Anwärter ein Certiarffikate of Merit (COM) vom Verband ausgestellt. Damit kann der angehende Preisrichter Jugend- sowie 1 Sterne Schauen bewerten. Nach der Bewertung von 10 ein Sterne Schauen und weiteren Stewarttätigkeiten kannd er Preisrichter noch weitere Sterne dazu bekommen, wobei 3 Sterne die Höchstanzahl sind. Um auf 4 Sterne Schauen und höher bewerten zu können muss der Preisrichter lange Zeit Erfahrung sammeln. Ein und zwei Sterne Preisrichter können sich bei Clubs bewerben um auf den Clubschauen bewerten zu dürfen. War der Club mit der Preisrichtertätigkeit zufrieden, kommt man dann auf die Preisrichterliste des Clubs und kann somit auf weiteren Schauen des Clubs bewerten. Es kann bis zu 10 Jahren dauern, bis ein Preisrichter in England die Höchstanzahl an Sterne erhalten hat.

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Am Samstagmorgen begann um 9:30 Uhr die Bewertung der Kaninchen und endete um 17:00 Uhr. Ist ein Preisrichter auf einer Schau für die Richtertätigkeit verpflichtet, darf er dort keine Tiere ausstellen, jedoch kann er auf einer möglicherweise angeschlossenen Spezialschau bei der er nicht als Preisrichter tätig ist seine Tiere zur Schau stellen. Ist an einer großen 5 Sterne Schau eine Spezialschau angeschlossen und der Züchter Mitglied in dem Spezialclub, so können die gleichen Tiere auf beiden Schauen Preise erringen. Bei der Bewertung der Kaninchen sind zahlreiche Unterschiede zu Deutschland zu erkennen. Zu ihrer Rückmeldung von der Ausstellungsleitung bekommen die Züchter einen genauen Zeitplan für die Bewertung der Kaninchen. Die Bewertung selbst ist öffentlich, was ich für sehr gut halte. Ich möchte auch sagen, dass ich keinen undisziplinierten Züchter gesehen habe, der in irgend einer Form Einfluss auf die Bewertung des Preisrichter nehmen wollte. Die Züchter bewegen sich frei in der Halle, jedoch ist der Preisrichter tabu. In Deutschland bewerten wir Preisrichter die uns eingeteilten Kaninchen in einem Zug durch. In England ist es etwas anders, so kann ein Preisrichter um 9:30 10 Kontinental Gigants (Kontinentale Riesen) bewertet, zwei Stunden Pause haben, um dann 4 Havanna zu bewerten und um 16:30 nochmals mit 6 Hermelin dran sein zu können. Dazwischen hat er Pause, bleibt aber immer in der Nähe der Halle. Dem Preisrichter zugeteilt wird ein Book Steward, der als Sekretär des Preisrichters fungiert sowie 3 oder 4 Stewards, die die Kaninchen zutragen bzw. auf dem Tisch sichern. Um Verwechslungen auf dem Preisrichtertisch auszuschließen, bekommt jedes Kaninchen einen Aufkleber mit seiner Käfig Nr. vom Steward aufgeklebt. Interessant ist auch, dass alle an der Bewertung beteiligten Personen einen weisen Kittel tragen und nicht wie in Deutschland ein Privileg des Preisrichters ist. Die Preisrichter tragen allerdings einen roten Stern mit der Aufschrift „Judge“ . Die Preisrichtertische sind mit einer weißen Stofftischdecke belegt, wodurch dem Kaninchen eine vollständig gute Unterlage geboten wird. In England können die Züchter ihre Kaninchen in der Klasse Adult (Erwachsene Kaninchen) und Kaninchen in der Klasse unter 5 Monaten ausstellen. Diese beiden Klassen unterteilen sich nochmals in Rammler und Häsinnen Unterklassen. Der Preisrichter bekommt alle der zu bewertenden Kaninchen einer Rasse auf einmal zu seinem Tisch getragen
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Begonnen wird dabei mit der Klasse der Kaninchen unter 5 Monaten, danach werden die Kaninchen der Adult Klasse beurteilt. Von diesen Tieren muss der Preisrichter sechs Tiere jeder Klasse platzieren. Also sortiert er erst einmal die schlechtesten weg, bis er die sechs besten Tiere hat und platziert diese. Er hat somit 6 Erwachsene und sechs Tiere die unter 5 Monaten sind platziert. Über die Bewertung wird keine Bewertungsurkunde ausgestellt, sodass der Züchter nicht weiß, warum sein Tier nicht platziert oder vielleicht nur als fünftes Tier rangiert worden ist. Die nun platzierten Tiere bekommen ein Challange Certifikat (CC) ausgestellt. Da die Supreme London Rabbit Championship Show mit fünf Sternen angemeldet wurde ist das CC auch 5 Sterne wert. Eine CC auf einer drei Sternen Schau ist drei Sterne wert. Diese Sterne sammeln die Züchter, um für 15 gesammelte Sterne ein Silber, für 25 Sterne ein Championship und für ab 35 Sterne ein Gold Diplom ausgestellt zu bekommen. Das ausgestellte CC bezieht sich immer auf ein bestimmtes Tier, dessen Ringnummer auch auf dem CC vermerkt wurde. Man kann sagen, dass ein normales durchschnittliches Kaninchen in seiner Ausstellungskarriere bis zu einem Silber Diplom kommen sollte. Mit Züchtern gesprochen, wurde mir mitgeteilt, dass 57 Sterne von einem Tier errungen wurden, was wohl schon sehr gut ist. Durch den Wegfall der Bewertungsurkunden gibt es auch keine Preisrichter Obleute, jeder Preisrichter ist für sich autonom und für die Entscheidungen selbst verantwortlich. Wie in Deutschland auch unterteilt man in England die Rassen in Klassen. Dies sind in England die Klassen Lops (Widderkaninchen), Rexe, Fancy (seltene Rassen) und Fur (Fellrassen). Die erst platzierten Tiere der einzelnen Rassen in der Klasse Adult und Kaninchen unter 5 Monaten konkurrieren gegeneinander. Die vom Preisrichter erst platzierten Kaninchen in der Klasse Adult und Kaninchen unter 5 Monaten werden nach Schließung der Halle fotografiert und dann in die Viktorie Row (Sieges Reihe) gesetzt. Leider durfte ich nicht zugegen sein, da die Copyright Rechte für Sieger Bilder beim Kaninchenmagazin Fur and Feather liegen und auch ausschließlich nur in diesem Magazin veröffentlicht werden dürfen. Die Viktorie Row befinden sich unterhalb der Bühne. Es ist wohl für jeden Züchter schon etwas ganz großes eines seiner Kaninchen in diesem erlesenen Kreis sitzen zu haben.
 
Es waren sehr viele Eindrücke die an diesem Tag auf mich wirkten und die Zeit verflog im nu. Am Samstag morgen hatte ich noch einen sehr wichtigen und ehrenvollen Termin. Durch den Präsidenten des British Rabbit Council Dennis Sutton wurde mir ein englischer Standard überreicht, worüber ich mich sehr freute und was selbstverständlich ein besonderes Highlight für mich persönlich war. Der britische Standard wir regelmäßig alle fünf Jahre neu aufgelegt, bzw. wenn es zur Anerkennung einer neuen Rasse kommt dann schon früher. Verantwortlich hierfür ist Derek Medlok, der sozusagen Standardkommission und oberster Preisrichter ist.  Im Anschluss daran wurde ich durch Petra Otto, einer Mitarbeiterin d des britischen Kaninchenmagazins Fur and Feather (Fell und Feder) über die deutsche Rassekaninchenzucht interviewt. Wir sprachen über unser deutsches Tätowierungssystem, Jugend im ZDRK, Preisrichterausbildung, Vorgehenseise eines deutschen Preisrichters bei der Bewertung eines Kaninchens und vieles mehr. Es war ein sehr informatives Gespräch, denn wir fanden eine Meng Differenzen zu den beiden Ländern. Jedoch möchte ich sagen dass es in beiden Systemen sehr interessante und neue Ansatzpunkte für die Rassekaninchenzucht gibt. Sehr erstaunt war man wohl auf Englischer Seite über die große Anzahl der Tiere auf einer Bundeskaninchenschau und der Intensivität der Preisrichterausbildung. Dieses Interview wird in einer der nächsten Ausgaben des Magazins Fur and Feather erscheinen

Wie bereits erwähnt, erstreckte sich die Bewertung über den ganzen Tag und endete um 17:00 Uhr. Am Abend auf dem Zeltplatz gab es dann ein großes Barbecue, auf dem ausgelassen gefeiert wurde, egal ob man bereits am ersten Tag zu den Verlierern oder Gewinnern zählte. Hier wurde wenig über Kaninchen gesprochen, was einfach auch zeigt, dass man in England die Ausstellungen nicht so verbissen sieht. Man nimmt die Bewertung wie sie kommt. Was mir auch aufgefallen ist, dass man die Preisrichterurteile nicht wie in Deutschland teilweise üblich negativ kommentiert. 

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Am Sonntag morgen um 9:00 ging es weiter, es kamen 6 Preisrichter, die am Samstag noch nicht in das Geschehen eingegriffen haben. Vorher bearbeiteten die Züchter ihre Champions nochmals intensiv. Die Preisrichter verglichen die Tiere der Viktorie Row nochmals gegeneinander und hoben nochmals von den besten Tieren die acht besten heraus. Diese wurden aus ihren Boxen genommen, um in Boxen gesetzt zu werden, die auf der Bühne aufgebaut wurden. Am Sonntag mittag war es dann so weit, der Show down begann. Ein Preisrichter der weder am Samstag noch am Sonntag morgen bewertet hat kommt durch eine Hintertür der Halle. Er wird von den Besuchern und Züchtern fern gehalten, er erfährt auch noch nicht welche Tiere sich von welchen Rassen auf der Bühne befinden. Pünktlich um 16:00 Uhr betritt der Preisrichter die Bühne. Dort befinden sich noch 4 Stewards und ein Moderator, der ab und zu mal einen Witz macht, was jedoch den Preisrichter keine Miene verziehen lässt. Auf der Bühne befindet sich ein Tisch, hinter dem der Preisrichter im Scheinwerferlicht steht. Unterhalb der Bühne in den Käfiggängen stehen die Züchter und beobachten das Geschehen auf der Bühne.

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Zuerst vergibt der Preisrichter die besten Tiere der Jugend, einmal in der Klasse unter 5 Monaten und einmal in der Klasse Adult. Danach geht es um das „best in Show“. Ebenfalls in der Klasse unter 5 Monaten und Adult. Hierzu nimmt sich der Preisrichter sehr viel Zeit. Das Ergebnis teilt er im Anschluss an seiner Bewertung dem Moderator mit. Die Züchter der vier besten Tiere werden dann auf die Bühne gerufen, um dort dann die Platzierungen zu erfahren. Es ist nachvollziehbar, dass dies ein großer Moment für den Züchter ist und die Freude auf der Bühne ausgelassen gezeigt wird. 

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Gäste aus sehr vielen verschiedenen Ländern waren bei dieser Schau zu Besuch, so zB. Amerika, Schweden, Finnland, Norwegen, und den Niederlanden. Man kann sagen, dass man in England sehr stark in die Niederlande und in die USA schaut, um sich neue Zuchtinspirationen zu holen.
Es war sehr interessant, Einblicke in die Bewertungstätigkeit der Kollegen in England zu bekommen. Ich habe feststellen müssen, dass man auf der Insel keinen so großen Wert auf die Details der Tiere legt. Der obligatorische Blick der deutschen Preisrichter nach anatomischen Fehlern der Zähne, Krallen sowie Geschlechtsteilen ist in England nicht gefordert. Auch die Beurteilung der Rassenmerkmale wird nicht so intensiv getätigt wie bei uns in Deutschland. So manch ein Scheckenkaninchen zeigte recht volle Seitenzeichnungen und war mit der uns in Deutschland bekannten feinen Zeichnung nicht zu vergleichen. In England wird allgemein ein nicht zu sehr typorientiertes Kaninchen verlangt, die Tiere sollen fein gebaut sein, nicht so kompakt wie bei uns. Erstaunt war ich, als ich Russenkaninchen mit Hasenkaninchen ähnlichen Vorderläufe sah. Dies ist ein Zuchtziel für diese Rasse . Die Tiere liegen flach auf dem Bewertungstisch, was bei diesen Vorderläufen ja auch kein Wunder ist. Mit solch dünnen Läufen kann kein Tier eine gute Stellung zeigen. Mir wurde gesagt, dass der Rammler den ich Mark und Cathy im April mitgab auf einer englischen Kaninchenschau keine Chance hat, da der ganze Typ zu kompakt ist und der Rumpf einfach zu breit. Wenn ich an die momentane Diskussion um die grauen Farbenschläge in Deutschland denke, bei der wir richtigerweise die Feinheiten der einzelnen Farbenschläge herausarbeiten wollen ist das englische Bewertungssystem doch recht oberflächlich. Ich behaupte und damit liege ich denke ich mal wohl richtig, dass in England die Rassekaninchenzucht nicht so verbissen gesehen wird wie in Deutschland. Man zeigt auf den Schauen die Tiere, die man hat. Darauf angesprochen ob das ein oder andere Tier nicht etwas reichlich in Haarung sei und die Deckfarben doch recht fleckig sind, wurde mir gesagt „nur leichte Haarung“. Um die großen Preise konnten diese Tiere jedoch nicht mit konkurieren, was sich von selbst verstand. Ich möchte hier aber auch feststellen, dass so manch ein englisches Kaninchen auch in Deutschland Chance hätten. So sah ich sehr gute Angora, Japaner, Schwarz Rexe, Farbenzwerge und Widderkaninchen.

Am Montagmittag hies es dann good bye England and welcome back in good old Germany. Es wird allerdings nicht das letzte Treffen sein, denn wir verabredeten uns für Ostern 2010 wieder in Deutschland. Dann werden Mark und Cathy Deal sowie Donald und Danny zu mir nach Hessen kommen. Ich kann sagen in diesen vier Tagen sehr viele nette Menschen kennen gelernt zu haben, die sich auch alle für unser deutsches Rassekaninchenzuchtsystem interessiert haben. Ich denke ein Blick über den Tellerrand ist immer sehr aufschlussreich. Es ist nicht nur alles gut in Deutschland, man kann sich auch in solchen Ländern Inspirationen holen um unser Hobby lukrativer und interessanter zu machen.

 

Bericht bei kleintiernews.de von Heiko Semmel