Eine Rasse im Aufwind
Fast auf jeder Kaninchenschau im Bereich des ZDRK finden wir die Perlfehkaninchen. Zwar sitzen sie nicht in langen Reihen, jedoch zeugen stets ein Paar Tiere der beliebten Kleinrasse von deren bundesweiten guten Verbreitung. Sehr oft werden die Perlfeh als Zweitrasse gezogen. Aber auch bei Jungzüchtern ist diese Rasse sehr beliebt. Sie ist im hohen Maße reinerbig und weitgehend frei von Erbfehlern, sodass hier auch keine Unmengen von Tieren gezogen werden müssen, um bei den Schauen gut mithalten zu können.
Geschichtliche Entstehung
Die Entstehung der Rasse Perlfeh (Pf) wird Karl Hofmann aus Düsseldorf und Karl Deininger aus Augsburg zugeschrieben, deren Zuchten zusammengefasst wurden, auch wenn sich etwa zeitgleich mehrere Züchter mit der Entwicklung dieser schönen Rasse beschäftigten. So tauchten um 1920 in Pinneberg verschiedene Kaninchen auf, die in Größe, Form und besonders in der Farbe ähnlich waren, sich aber nicht weiter durchsetzen konnten. Auch in Frankreich und der Schweiz kamen zur selben Zeit ähnlich gefärbte Tiere auf. So entsprechen die heutigen Schweizer Feh im Groben unseren Perlfehkaninchen.
Fehkaninchen sind mehrfach entstanden. Das alte Petit Gris züchtete man bei der holländischen Stadt Hal, ursprünglich kam es aber aus Frankreich. Diese Kaninchen nannte man dann Gris Perle de Hal. 1918 kam das Schweizer Fehkaninchen durch den Züchter Karl Weber aus Menziken auf. 1913 entstanden auch in England Perlfehkaninchen. Das ursprüngliche Zuchtziel war der Versuch der farblichen Imitation des sibirischen Eichhörnchens. Bei der Herauszüchtung des Perlfeh waren sowohl Marburger Feh als auch dunkelgraue, havannafarbige und eisengraue Kaninchen zum Zuchteinsatz gekommen. Erst nach regionaler Verbreitung wurden die Kaninchen 1936 als Rasse mit dem Namen Perlfeh in die Reichs-Bewertungsbestimmungen aufgenommen. Der sogenannte Wirtschaftsrassenbeschluss aus dem Jahre 1938 und der 2. Weltkrieg sorgten für das fast völlige Verschwinden nicht nur dieser interessanten kleinen Kaninchenrasse. Man musste leider feststellen, dass ein Kaninchenfell kein Edelpelz ist. Somit ist der Versuch der Imitation des sibirischen Eichhörnchens fehlgeschlagen. Nach dem Krieg gab es kaum noch Perlfehzuchten und die wenigen hatten lediglich eine regionale Bedeutung.
Dennoch formierten sich ihre Liebhaber überraschend schnell wieder und begannen die Perlfehzucht erneut aufleben zu lassen. Diese Pioniere mussten die Perlfeh regelrecht neu erzüchten.
Erstmals wurden 1956 Perlfehkaninchen auf der Bundesschau ausgestellt. Einen nicht unwesentichen Teil zu ihrer Verbreitung tragen die vielen Clubs im ZDRK bei, wo sich die Perlfeh einen sehr guten und festen Platz auf großen Schauen gesichert haben. Seit 1997 haben sich nunmehr neun Feh-Clubs aus den Landesverbänden Baden, Bayern, Hessen-Nassau, Württemberg-Hohenzollern, Rheinland, Kurhessen, Hannover, Rheinland-Pfalz und Sachsen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Zuchtverbesserung der angeschlossenen Rassen zu erstreben. Hier wurden schon zum 10. Mal Vergleichsschauen auf Bundesebene durchgeführt, die bei den Perlfeh Meldeergebnisse vorzuweisen haben, die sich im Vergleich zu Bundesschauen sehen lassen können.
Wie soll das Perlfehkaninchen aussehen? Was gibt der Standard vor?
Gewicht
Diese Rasse gehört zu den kleinen Rassen mit einem Gewicht von mindestens 2,0 kg, bis zu einem Höchstgewicht von 3,25 kg. Das Idealgewicht beträgt über 2,5 kg bis 3,25 kg, wofür 20 Punkte zur Vergabe kommen. Die eigene Erfahrung zeigt, dass Tiere mit einem Gewicht von ca. 2,9 bis 3,1 kg in einer guten Größe und Kondition auf Ausstellungen beste Bewertungen erreichen. Muttertiere an der Gewichtsobergrenze haben starke Wurf- und Aufzuchtleistungen. Mit Zuchttieren von 3,25 kg und mehr stellen Juni-Würfe für die Ausstellungssaison kein Problem dar.
Gewicht | Punkte |
2,00 | 15 |
bis 2,125 | 16 |
bis 2,25 |
17 |
bis 2,375 | 18 |
bis 2,50 |
19 |
über 2,50 |
20 |
Höchstgewicht 3,25 kg.
Körperform
Bei den Perlfeh wird eine Körperform vergleichbar dem des Kleinsilber-kaninchens verlangt. Eine gedrungene Form, hinten gut abgerundet, mit kräftigen, aber nicht zu langen Vorderläufen und einer breiten und gut ausgeprägten Schulterpartie. Der Kopf und die Ohren werden in dieser Position mitbewertet. Die Länge der Ohren wird nicht gemessen, liegt aber bei ca. 10 cm (ein Viertel der Rumpflänge).
Hier möchte ich ein paar Anmerkungen aus der eigenen Erfahrung machen: Gerade in Position 2 liegen die ersten Ansatzpunkte zur Verbesserung dieser Rasse. Die Kopfbildung könnte in vielen Zuchten besser werden, besonders die Backenbildung bei den Rammlern. Auch in der Ohrenstruktur sind die Perlfeh noch lange nicht bei der Idealforderung angelangt. Hier sieht man auf den Ausstellungen sehr oft dünne und faltige Ohren. Bei der Auswahl meiner Zuchttiere lege ich sehr großen Wert auf einen schönen Typ. Ich setze auch gerne mal eine Häsin mit einem stark ausgeprägten Kopf zur Zucht ein, denn nur so bekommen wir auch die starken Köpfe bei den Jungtieren. Solche Körperformtiere machen dann gleich einen viel besseren Eindruck auf dem Tisch des Preisrichters!
Die Vorderläufe müssten ebenfalls kräftiger werden um den Tieren eine mittelhohe Stellung zu verleihen. In vielen vorhergehenden Rassenberichten über die Perlfehkaninchen wurde über das Problem der losen Brustfelle und Wammen bzw. Wammenansätzen berichtet. Ich denke, heute haben wir in den meisten Zuchten keine wirklichen Probleme mehr damit.
Ich möchte, was die Position Körperform, Bau und Typ angeht, nicht nur Schwarzmalen, denn es gibt auch Zuchtstämme mit Tieren, die eine sehr schöne Körperform haben. Ich halte es für sehr wichtig, die richtige Balance zwischen der Körperform und den Rassemermalen zu finden. Eine Übertreibung – in welcher Richtung auch immer – bringt nicht den gewünschten Erfolg. Geht man zu stark auf die Körperform ein, werden die Rassemerkmale schwächer und umgekehrt. Ich stelle mir ein Perlfehkaninchen vor mit der Körperform eines sehr guten Kleinsilber, schwarz. Leider sind wir hiervon noch ein großes Stück entfernt.
Fellhaar
Die Position drei ist wohl die Paradeposition dieser Rasse. Ich denke, es gibt kaum eine Rasse, die hier so stark ist wie unsere Perlfeh. Der Standard fordert: „Wie beim Marburger Feh, mit dem Unterschied einer kräftigeren Begrannung.“ Dies ist eine eher ungenaue Beschreibung. Wie soll das Fell beschaffen sein? Es wird von einem mittellangen und ausgesprochen dichten Fell gesprochen. Für die Perlfeh ist eine Behaarungslänge von ca. 2,5 cm anzustreben. Bei dieser Länge ist nach meiner Erfahrung das Verhältnis von Deckhaar zum Grannenhaar am besten, und dies ist sehr wichtig für die Qualität der Perlung. Das Deckhaar und die Begrannung sind kräftig, aber nicht hart. Die Grannenhaare sollen möglichst gleichmäßig verteilt sein und nicht zu lang über dem Deckhaar liegen. Die Grannen dürfen weder zu lang noch zu kurz sein. Sind sie zu lang, wird die Perlung ungleichmäßig, sind sie zu kurz, kommt kaum eine Perlung zustande und es scheint, als ob das Tier nahezu einfarbig blau wäre.
Vor allem durch ihr in der Untewolle sehr dichtes Haarkleid bestechen unsere Perlfehkaninchen. Hier sind in sehr guten Zuchten auch bei den Rammlern und Häsinnen keine Unterschiede in der Fellqualität erkennbar. Leider habe ich schon des Öfteren beobachtet, dass das Fellhaar dazu neigt, etwas kurz zu werden. Das ist das Resultat von Versuchen, immer bessere Felle zu bekommen. Diese Felle zeigen natürlich die gewünschte Dichte und werden bei der Bewertung mit hohen Punkten belohnt, aber sind nicht Standardkonform.
Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass Tiere mit einer vorzüglichen Dichte nicht bzw. kaum auf Schauen ausstellungsfähig waren. Durch die enorme Dichte des Haars befanden sich diese Kaninchen auch immer in starker Haarung, d. h. sie waren immer im Haarwechsel. Als Zuchttiere eingesetzt, vererbten diese jahrelang allerbeste Fellträger. Nicht nur der Punkte wegen muss auf die Fellbeschaffenheit geachtet werden, sondern auch für die Verarbeitung der Felle durch unsere Handarbeits- und Kreativgruppen sollten die gewonnenen Felle Kürschnerqualität besitzen. Die Perlfehfelle zählen zu den am meisten verarbeiteten Kaninchenfellen und werden naturfarben belassen, da sie sich sehr gut zu schiken Jacken, Mänteln und Wandteppichen verarbeiten lassen.
Deckfarbe und Perlung
Bei den Perlfeh wird mit der Deckfarbe auch die Perlung in einer Position beurteilt. Hier schreibt der Standard eine blauwild farbige Deckfarbe in heller, mittlerer oder dunkler Abtönung vor, wobei eine mittlere Farbschattierung zu bevorzugen ist.
Hinzu kommen die Wildfarbigkeitsabzeichen. Diese sind u. a.
– helle Augenringe,
– Kinnbackeneinfassungen,
– Innenseiten der Läufe und
– helle Bauchdeckfarbe.
Sehr schön sieht man hier am Auge und unter der Backe die Wildfarbigkeitszonen. |
Brust und Läufe sind auch etwas heller in der Farbe abgestuft. Wichtig ist auch das Vorhandensein des kleinen, bräunlichen Keils im Genick, der aber nicht scharf abgegrenzt sein muss. Die Bauchdeckfarbe erscheint hellcremefarbig bis hellgrau. Auch werden in dieser Position die blaugraue Augen- und die hornfarbige Krallenfarbe beurteilt. Da die Krallenfarbe durch Aufhellung der Deckfarbe oft vernachlässigt wird, ist es unbedingt erforderlich, verstärkt auf die helle Krallenfarben zu achten und diese mit Punktabzug zu strafen. Auch bei der Augenfarbe treten oft braune Augen auf, die aber den sofortigen Ausschluss von der Bewertung nachsichziehen. Ursache hierfür ist meiner Ansicht nach eine sehr intensive Unterfarbe am After.
Gerade Tiere, die hier sehr intensiv Unterfarbe zeigen, neigen zu einer etwas dunkleren Augenfarbe. Die Perlung wird durch dunkelblau- bis hellgraugespritzte Grannenhaare hervorgerufen, die sich über die gesamte Decke – ausgenommen der wildfarbigen Abzeichen – gleichmäßig verteilen sollen und einen sogenannten Pfeffer und Salz Effekt bilden. Jedoch dürfen diese Spitzen keinesfalls weiß sein. Je länger oder weniger die Grannenspitzenfärbung ausgedehnt ist, um so grober oder feiner ist die Wirkung der Perlung. Leichte Fehler sind hier: stark von der mittleren Tönung abweichende Deckfarbe, grobe, flockige Perlung, großer Keil sowie etwas weiß durchsetzte Deckfarbe. Zu den schweren Fehler werden eine zu dunkle oder ganz helle Deckfarbe ohne Perlung, stark weiße Durchsetzung der Decke, andere als die geforderte Augenfarbe und zweierlei Krallenfarbe oder pigmentlose Krallen gerechnet.
Perlung: hier sind die hellgrauen bis braunen Spitzen gut zu erkennen |
bräunlicher Keil im Genick. |
Gleichmäßigkeit
Hier wird die gleichmäßige Verteilung der Deckfarbe und der Perlung verlangt und beurteilt. An kürzer behaarten Körperstellen, wie am Kopf, an den Ohren oder an den Läufen tritt der Perlungseffekt nicht so stark in Erscheinung, da dort die Grannenhaare auch kürzer sind und nicht sehr weit über dem Deckhaar liegen. Leider lesen wir Perlfehzüchter, immer wieder auf den Bewertungsurkungen: „wenig Perlung an den Ohren“. Diese Art von Fehler wird nicht im Standard erwähnt und bleibt deshalb unberücksichtigt.
Blaugrau oder perlfehfarbig?
Genetisch sind die Perlfehkaninchen blauwildfarbig, wobei sie von den Wildfarben Hasengrau, Wildgrau und Dunkelgrau, letztgenanntes Farbverteilungsmuster repräsentieren, und zwar in einer helleren Ausgabe, sodass man nicht falsch liegt, wenn man ihr Farbverteilungsmuster irgendwo zwischen Dunkel- und Wildgrau angesiedelt glaubt. Vom mittleren Dunkelgrau unterscheidet sich die Perlfehfarbe nur in einem: D ist in d mutiert. Der Faktor d (Blau) bewirkt eine Verdünnung der gelben und roten Fellfarbtöne nach Cremefarbig. Die blaue Farbe entsteht nicht etwa, wie man vielleicht annehmen könnte, durch die Einlagerung blauer Pigmente ins Haar, sondern durch die dünnere Einlagerung schwarzer Pigmente, der sogenannten Phänomelanine, die dann Blaugrau erscheinen. Sowohl Blaugrau als auch Perlfehfarbig haben nach Nachtsheim die gleiche Farb-Erbformel:
ABCdG
ABCdG
– A ist das Symbol für eine Farbbildung überhaupt. Ohne diesen Faktor kann keine Farbe entstehen
oder besser gesagt, können sich keine Pigmente bilden.
– B ist das Symbol für dunkles Pigment.
– C ist das Symbol für schwarzen Farbstoff im Haar.
– D ist das Symbol für die Dichte der Schwarzeinlagerung im Haar.
– G ist das Symbol für den Wildfarbigkeitsfaktor. Er bewirkt einerseits die zonenweise Verteilung der
Farbe innerhalb jedes einzelnen Haares und andererseits die Wildfarbigkeitsabzeichen.
Aufgrund der Erbformel könnte man leicht zu der Auffassung kommen, dass beide Farbbezeichnungen den gleichen Phänotyp beschreiben. Bei genauerem Studium des Standards wird man jedoch feststellen, dass Blaugrau und Perlfehfarbig zwei recht unterschiedliche Erscheinungsformen der Blauwildfarbigkeit bezeichnen.
Blaugraue Tiere Es wird eine Schattierung verlangt. Die Schattierung wird hervorgerufen durch Grannen und wohl auch Deckhaare dunkler, blauer Spitzenfärbung. Bei einer Schattierung stehen sie unregelmäßig beisammen und rufen im Farbenspiel mit den grau bis braungrau gespritzt erscheinenden Haaren einen Farbeffekt hervor, den wir auch als Beraupung bezeichnen. Die Schattierung soll gleichmäßig über den gesamten gesamten Rumpf verteilt sein. Die Bauchdeckfarbe sowie die Unterseite der Blume wird als weiß bis hell cremefarbig beschrieben. Es wird eine relativ breite, zur Unterfarbe hin scharf abgegrenzte Zwischenfarbe verlangt. |
Perlfehfarbige Tiere Die Erscheinungsform wird als Perlung bezeichnet. Hier sollen die dunkel gespritzten Grannenhaare nicht bündelweise zusammenstehen, sondern regelmäßig mit verteilt sein. Die dunkelblau und hellgrau gespritzten Deck- und Grannenhaare sollen in einem regelmäßigen Verhältnis wie Salz und Pfeffer fein gestreut über die ganze Decke verteilt sein. Die Perlung soll gleichmäßig über Rumpf verteilt sein. Die Bauchdeckfarbe wird mit hell bis hellgrau etwas ungenau im Standard beschrieben. Die Zwischenfarbe ist schmal und bräunlich sowie nicht scharf abgegrenzt. |
In Punkto Unterfarbe unterscheiden sich die blaugrauen Tier nicht von den Perlfehkaninchen. Allerdings ist im Standard festgelegt, dass bei den Perlfeh die Unterfarbe 2/3 der Haarlänge betragen soll. |
Um die wichtigen Unterschiede der Blauwildfarbigkeit darzustellen orientieren wir uns am Standard. Hier vergleichen wir einmal den Blaugrauen Wiener und das Perlfehkaninchen. Bei genauem Lesen stellen wir fest, dass die Beschreibung Blaugrau nur bei den Normalhaarrassen bis einschließlich Deutsche Kleinwidder genutzt wird. Ab dem Perlfehkaninchen wird die Bezeichnung perlfehfarbig angeandt. Diese Unterscheidung ist im Zusammenhang mit den Anforderungen an die Felllänge zu sehen. Bei einer mittleren Behaarungslänge mit der entsprechenden Begrannung, die ja auch für die Deutsche Kleinwidder verlangt wird, passt der Effekt der Schattierung besser zum farblichen Gesamteindruck als bei Tieren mit relativ kurzer Behaarung.
Perlfehkaninchen mit vorzüglicher Fellhaarstruktur und -dichte sowie feiner Perlung sind meistens Träger von recht kurzen Fellen. Man sollte hier beachten, dass eine feine Schattierung gewünscht ist. Eine gröbere Schattierung wie sie die Blaugrauen Wiener zeigen ist unerwünscht. Auf eine Perlung der Blumenoberseite ist unbedingt zu achten. Es kommen immer öfter Perlfeh vor, die nur noch vereinzelte farbige Grannenspitzen zeigen. Die Perlung an der Blumenoberseite wird einerseits durch Unterfarbe am After als auch von den Binden an den Vorderläufen beeinflusst. Hat ein Tier eine sehr intensive Unterfarbe am After oder wenig Binden an den Vorderläufen wird die Blumenoberseite schwach geperlt sein. Dagegen haben Tiere mit schwacher bzw. fehlender Unterfarbe am After oder reichlich Binden eine sehr gut geperlte Blumenoberseite. Die oft abgestraften hellen Binden an den Vorderläufen sind teilweise etwas überzogen bewertet, da diese wildfarbigen Abzeichen genetisch bedingt dazugehören. Ein Wegzüchten dieser Abzeichen würde mit dem Verlust von Perlung, Zwischenfarbe sowie braunem Genickkeil enden. Bindenansätze sollten, wenn diese nicht sehr hellcremefarbig, sondern bräunliche Färbung aufweisen, als leichter Fehler unberücksichtigt bleiben. Ich denke, es ist auch immer ein wenig eine Auslegungssache, was hell- oder dunkelcremefarbig bedeutet. Richtige „Binden“, die sich sehr hell oder weiß um und über den gesamten Vorderlauf ziehen, sind dagegen hart mit Punktabzug oder Ausschluss zu bestrafen. Wobei ich rein weiße Binden noch nicht gesehen habe.
Als leichte Fehler gelten hier helle Brust oder Vorderläufe, aufgehellte Binden und schwache Sprenkelung der Blumenoberseite Als Ausschlussfehler werden weiße Abzeichen, rein weiße Binden oder Zehen und eine gänzlich fehlende Sprenkelung der Blumenoberseite angesehen.
Zwischen- und Unterfarbe auf dem Rücken |
Zwischen- und Unterfarbe
Diese beiden Merkmale werden gemeinsam beurteilt. Es heißt z. B.
„die Zwischenfarbe tritt jedoch icht scharf abgegrenzt in Erscheinung“. In der Aufzählung bei den leichten Fehlern können wir aber nachlesen, dass eine verschwommene Zwischenfarbe gestraft werden soll. Eine Definition, die nicht leicht nachvollziehbar ist, da eine unscharfe Abgrenzung immer verschwommen wirkt. Fakt ist eine circa 5 Milimeter breite, rotbraune bis braune Zwischenfarbe, die nicht wie beim Kleinchinchilla klar abgegrenzt ist. Bei Jungtieren ist ein Wechsel in der Farbintensivität (fast wöchentlich), je nach Fell und Haarungszustand, zu verfolgen. Die Unterfarbe ist Blau bis Blaugrau und erfasst etwa 2/3 der Haarlänge. Auch ist die Unterfarbe am Bauch, an den Schenkeln und am After gefordert, bei Alttieren kann diese etwas aufhellen.
Hier kann man am After eine gut ausgeprägte blaue Unterfarbe erkennen. |
Oft stellen wir Perlfehzüchter fest, dass auf Ausstellungen Tiere mit fehlender Unterfarbe am After die volle Punktzahl in Position Zwischen- und Unterfarbe erhalten. Dies ist natürlich nicht in unserem Sinn. Über dieses Problem wird immer wieder bei Tagungen der Feh-AG und auf großen Schauen unter Perlfehzüchtern diskutiert. Einige Hardliner fordern sogar den Ausschluss von der Bewertung. Man sollte hier auch ein wenig Fingerspitzengefühl walten lassen, denn eine fehlende Unterfarbe am After ist nur ein leichter Fehler, dafür sollte man keine 1,5 Punkte abziehen. In dieser Position werden Zwischen- und Unterfarbe bewertet. Wir haben eine Zwischenfarbe, die am Rücken auftritt, eine Unterfarbe auf dem Rücken, eine Unterfarbe am Bauch sowie eine Unterarbe am After. Ein Punktabzug von 1,5 mit der Begründung „fehlende Unterfarbe am After“ ist meiner Meinung nach zu hart. Eine fehlende Unterfarbe am After sowie an den Schenkeln rechtfertigt einen Punkt Abzug – also 9 Punkte in Position 6. Man sollte hier auch bedenken, dass wie bereits oben beschrieben, die Augenfarbe und die Intensivität der Perlung bei Übertreibung in dieser Position leiden würden.
Blaue Unterfarbe an den Schenkeln: Hier darf der Preisrichter bei der Bewertung keine Kompromisse eingehen. |
Wenn wir Tiere mit brauner Augenfarbe und dunkler Blumenoberseite ausstellen, haben wir zwar das Problem mit der Unterfarbe am After gelöst, aber uns dafür zwei andere Probleme hinzu geholt, wofür ebenfalls starke Punktabzüge erfolgen müssen. Ohne Frage sind Tiere mit fehlender Unterfarbe am After nicht zur Zucht geeignet.
Als leichte Fehler werden hier gewertet: schwache, verschwommene oder leicht durchsetzte Zwischen- oder Unterfarbe, Bauchunterfarbe nur im Brust oder Schoßbereich sowie schwache oder fehlende Unterfarbe im Beeich des Afters und an den Innenseiten der Hinterläufe. Zu den schweren Fehlern rechen: stark durchsetzte, unreine Unterfarbe, gänzliches Fehlen der Zwischenfarbe oder der blaugrauen Unterfarbe und völliges Fehlen der Bauchunterfarbe.
Anmerkung
Bei allen Rassen, somit auch bei den Perlfeh, möchten wir alle Kaninchen ausstellen, die dem Idealbild möglichst am nächsten kommen. So muss man rechtzeitig für die zu beschickenden Ausstellungen im Voraus planen, da sich unsere Lieblinge nicht über den geamten Zeitraum der Saison in der „Blüte“ befinden. Bei den Perlfeh gilt als der beste Zeitpunkt für eine Ausstellungsbeschickung der 7. bis 8. Lebensmonat. Die Häsinnen verlieren danach an Ausstellungskondition. Rammler wachsen buchstäblich in eine Ausstellungsblüte hinein.
Am besten lassen sich die Perlfeh bei Tageslicht und gutem Lichteinfall beurteilen. Die Feinheiten der Rassemerkmale präsentieren sich nicht wie bei Scheckenkaninchen auf dem ersten Blick, sondern erst bei richtigen Lichtverhältnissen. Bei Tageslicht sind deutliche Unterschiede in der Gleichmäßigkeit zu erkennen, und es lassen sich Farbfeinheiten genauer beurteilen.
Neben Dressur und Schaufertigmachen gehört eine ausgewogene Fütterung –vor allem der Häsinen – zur Ausstellungsvorbereitung, da wie schon angeführt, die Perlfehkaninchen gute Futterverwerter sind und nach 4 bis 5 Monaten das Ausstellungsgewicht erreicht haben.
Perlfeh sind nach meiner Erfahrung eine frohwüchsige Rasse mit einem Wurfergebnis von 6 bis 8 Jungen und einer guten Aufzuchtleistung.
Literaturnachweis: Lux- und Perlfehkaninchen, Jochen Weishaar, Oertel + Spörer Verlag; Zeitschrift Kaninchen, DBV, Perlfehkaninchen, Ausgabe: 12/2001; DKZ, Wunderschöne Perlfehkaninchen, Thomas Schmidt, Ausgabe: 11/2002; DKZ, Blaugrau oder perlfehfarbig, Walter Hornung, Ausgabe: 3/2005
DKZ, Unsere blauwildfarbigen Perlfehkaninchen, Hans Peter Scholz Ausgabe: 2/1996; Standard 2004. Bewertungsbestimmungen des ZDRK